Liebe Mutti und Vati, ich habe ein Geheimnis

Ich hoffe, es geht euch gut. Es ist lange her, dass ich euch besucht habe, und dass ich euch geschrieben habe. Ich brauchte einfach eine Pause in meinem Leben, um herauszufinden, wer ich eigentlich bin, und was ich mit meinem Leben anstellen will.  Zur Zeit mache ich in Italien Urlaub, woher ich euch diesen langen Brief  schicke. Ich bin hier zusammen mit einigen Freunden von der Universität. Es ist herrlich und wunderschön am Gardasee. Italien solltet ihr euch einmal ansehen! Es würde euch sicher gefallen. Hier isst man nicht nur Spaghetti und Pizzen, sondern auch Kartoffeln und Schnitzel. Die Italiener sind gastfreundlich und nett. Die Landschaft ist prachtvoll. Hier gibt’s richtig viel zu sehen und zu erleben.

Warum ich euch heute schreibe, hat einen bestimmten Grund. Ich möchte euch etwas Wichtiges mitteilen, was mein Leben betrifft. Ihr wisst, dass ich mich seit der Pubertät ein bisschen anders gefühlt habe. Ich habe nie eine richtige Freundin gehabt und bin nie mit einem Mädchen nach Hause gekommen. Das hat euch sicher gewundert, und das habt ihr sicher auch merkwürdig gefunden. Mich haben Mädchen einfach nicht interessiert. Es hat lange gedauert, bis mir der Grund dafür klar war, aber jetzt weiß ich es. Ich habe auch lange überlegt, wann und wie ich es euch erzählen soll. Nun habe ich beschlossen, euch heute in diesem Brief mein Geheimnis offenzulegen. Ich hoffe, ihr könnt mich verstehen und ihr werdet akzeptieren, wie ich bin und wie ich eigentlich immer war.

Alles begann an der Uni. Ich war seit langem mit Heinrich befreundet. Wir hatten zunächst eine normale freundschaftliche Beziehung zueinander. Ich fand ihn sehr nett und sympathisch. Nach einiger Zeit wurde die Beziehung zwischen uns stärker. Es war gegenseitig. Eines Tages nahm Heinrich meine Hand und küsste mich. Es war zu Beginn sehr unschuldig, aber unsere Beziehung ist immer stärker geworden. Wir haben bald herausgefunden, dass wir in einander verliebt waren. Wir leben jetzt zusammen, und wir sind sehr glücklich.

Nun weiß ich, dass ich homosexuell bin. Ich bin schwul, und ich will davor nicht weglaufen. Ich habe mich entschieden, damit offen umzugehen. Ich weiß, dass früher viele Leute gesagt haben, dass Homosexualität unnormal und eine Krankheit sei. Aber ich glaube, dass jeder Mensch auf seine Art anders ist. Einige Männer bevorzugen Männer, und einige Frauen sind in Frauen verliebt. So ist es nun einmal! Ihr habt euch sicher etwas anderes für mein Leben vorgestellt. Ich würde heiraten, eine Familie gründen und Kinder haben! Aber das wollen Heinrich und ich auch. Wir möchten Kinder adoptieren. Wir wollen eine Regenbogenfamilie gründen.

Ich bin jetzt erleichtert, dass ich reinen Tisch gemacht habe, und dass ich euch mein Geheimnis anvertraut habe. Ich will euch nicht mein ganzes Leben lang belügen. Ich hoffe, ihr werdet positiv reagieren und mich akzeptieren, wie ich bin. Wir besuchen euch gerne, wenn ihr es wünscht.

Ich liebe euch,

euer Sohn

Daniel / Novelle

Fragen:
 

1. Wie ist Daniels Urlaub in Italien?

2. Was ist Daniels Geheimnis?

3. Warum will Daniel seinen Eltern die Wahrheit erzählen?

4. Wie stellen sich Daniel und Heinrich die Zukunft vor? 

5. Glaubst du, es wird für Daniels Eltern leicht sein zu akzeptieren, dass ihr Sohn schwul ist?
 

Aufgabe: ”1 bis 3” 
 

Klassen inddeles i grupper på tre elever ”1 bis 3”, eller på fire elever ”1 bis 4”.

Alle elever får tildelt et nummer i deres gruppe fra 1 til 3 eller 1 til 4.

Klassen får stillet eller udleveret spørgsmål af læreren. (Spørgsmål fra bogen kan benyttes)

Spørgsmålet drøftes i grupperne, og eleverne hjælper hinanden med at finde svar på spørgsmålet, således at alle i gruppen kender svaret.

Læreren vælger et tilfældigt nummer fra 1 til 3  / 1 til 4.

De elever, som har fået tildelt dette nummer, besvarer på tur det stillede spørgsmål.

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